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Emmy für MPEG-4 AVC


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Prof. Jens-Rainer Ohm nimmt Technical Emmy Award für MPEG-4 Advanced Video Coding entgegen.

Am 7.1.2009 wurde in Las Vegas der „Technology and Engineering Emmy Award 2007-2008“ für die Entwicklung des neuen Videokompressionsverfahrens MPEG-4 AVC (Advanced Video Coding) verliehen. Der Preis ging an die Moving Picture Experts Group (MPEG) und die Video Coding Experts Group (VCEG), die den internationalen Standard gemeinsam entwickelt hatten. Prof. Jens-Rainer Ohm (RWTH Aachen), der seit 2002 die MPEG-Videostandardisierung leitet, nahm den Preis für MPEG gemeinsam mit Ajay Luthra (Motorola) entgegen, während der Preis für VCEG an Gary Sullivan (Microsoft) und Prof. Thomas Wiegand (Fraunhofer-HHI und TU Berlin) übergeben wurde.

Die Emmy-Verleihung erfolgte durch die National Academy of Television Arts and Sciences (NATAS) und ist neben dem Oscar die höchste Auszeichnung für besonders relevante Beiträge in der Unterhaltungsbranche. Sie fand im Rahmen der alljährlichen Consumer Electronics Show in Las Vegas statt, der weltgrößten Messe für Neuentwicklungen in der Unterhaltungselektronik und Computertechnik. Der MPEG-4-AVC-Standard der ISO/IEC (International Standardization Organisation) ist identisch mit der Bezeichnung H.264 der International Telecommunication Union (ITU-T), zu der VCEG gehört. Das Kompressionsverfahren ist als digitales Videoformat inzwischen jedem Web-Nutzer, Video-IPod-Besitzer oder HD-Fan schon begegnet, auch wenn man sich darüber meist nicht bewusst ist. Gegenüber früheren Verfahren ermöglicht es die Komprimierung von Videodaten auf die Hälfte ihres Datenvolumens. AVC erlaubt damit z.B. das Streaming besonders hochwertiger Videos über das Web. Der Standard wird auch bereits in der Codierung von Blu-ray-Videos, in den neuesten HD-Camcordern, bei Handy-TV-Lösungen und bei der HDTV-Fernsehübertragung eingesetzt.

Bereits im August 2008 war der sogenannte „Prime Time Emmy Award“ für dieselbe Leistung, den MPEG-4 AVC / H.264 Standard, von der Schwesterorganisation ATAS (Academy of Television Arts and Sciences) vergeben worden. Damals wurde das Joint Video Team (JVT) ausgezeichnet, dem ebenfalls Gary Sullivan und Prof. Ohm als Leiter sowie Prof. Wiegand und Ajay Luthra als stellvertretende Leiter vorstehen. Es war nun das erste Mal überhaupt in der Geschichte des Emmy, dass in demselben Jahr zwei dieser Preise für dieselbe technische Entwicklung vergeben wurden. An der Entwicklung internationaler Standards für Videokompression sind üblicherweise dutzende von Firmen und hunderte von Entwicklungsingenieuren beteiligt, um eine Kombination der bestmöglichen Technologien zu erreichen. Auch Vorschläge der RWTH Aachen wurden in der Definition von MPEG-4 AVC berücksichtigt.

Wie Professor Ohm bei seiner Rede in Las Vegas besonders betonte, sind allerdings für die Zukunft Verbesserungen zu erwarten, für die es sich lohnt, die fruchtbare Zusammenarbeit von MPEG und VCEG fortzusetzen. Dies ist auch dringend notwendig, denn bei einer weiteren Erhöhung von Bildpunktanzahlen oder Bildwiederholraten beispielsweise in hochqualitativen Heimkino-Anwendungen wird selbst die Leistungsfähigkeit von MPEG-4 AVC schon bald nicht mehr ausreichen. An der RWTH erzielte Forschungsresultate zeigen bereits an, dass noch erheblicher Spielraum für weiter verbesserte digitale Videokompressionsverfahren besteht.